08.01.2018

Christian Otto Erbe, Mitglied des ZVEI-Vorstands und Geschäftsführer von Erbe Elektromedizin

Die Digitalisierung sorgt in der Gesundheitswirtschaft für besonders große Veränderungen. Was bedeutet das für die Akteure des Gesundheitssystems?

In der Gesundheitswirtschaft ist die Veränderung durch die Digitalisierung deshalb so komplex, weil sie alle Akteure unterschiedlich betrifft: Sie verändert die Produktion von Arzneimitteln und Medizinprodukten. Sie revolutioniert die medizinische Forschung, aber auch die Gesundheitsversorgung. Und sie verändert die Rolle der Patienten, die aktiv an der Behandlung teilnehmen. Eine isolierte Betrachtung der einzelnen Komponenten wird dem Ausmaß der Veränderung daher nicht gerecht. Im Gegenteil: Um den digitalen Wandel erfolgreich umzusetzen, müssen alle Facetten zusammen betrachtet sowie Prozesse und Arbeitsweisen dem Wandel angepasst werden. Entscheidend ist, dass alle Beteiligten das Ausmaß der Veränderung verstehen, um durch gemeinsame Gestaltung den möglichen Nutzen für die Gesundheitsversorgung aus der Digitalisierung zu heben.

Daten sind die Grundlage des digitalen Wandels. Damit seine Chancen genutzt werden können, muss die Sicherheit und der Schutz der Daten gewährleistet werden. Wie weit sind wir hier schon gekommen bzw. was liegt noch vor uns?

Die Zahl der Cyberattacken hat auch im Gesundheitsbereich in den vergangenen Jahren deutlich zugenommen. IT-Sicherheit gehört zwar bereits heute zu den gesetzlichen Anforderungen an Medizinprodukte. Die Hersteller von Medizintechnik müssen aber auch auf die veränderte Bedrohung reagieren. Zusammen mit dem BSI erarbeitet der ZVEI deshalb eine Empfehlung für Cybersicherheit in der Medizintechnik. Dies kann aber nur der Anfang sein. Damit Cybersicherheit in höchstmöglichem Maß erreicht wird, müssen alle Akteure des Gesundheitssystems diskutieren, wie ein gemeinsames Vorgehen die Sicherheit des deutschen Gesundheitssystems vor Cyberangriffen erhöhen kann. 

Bei der Umsetzung der neuen EU-Datenschutzgrundverordnung sollte im Mittelpunkt stehen, dass sich diese am Patienteninteresse orientiert. Denn das Gesundheitssystem ist in besonderem Maße auf innovationsfreundliche und praktikable Regeln für die Nutzung von Patientendaten angewiesen.

Zurzeit laufen Sondierungsgespräche in Berlin. Welche Weichen muss die neue Regierung stellen, damit die deutsche Medizintechnik weiterhin international erfolgreich ist?

Damit Deutschland weiter zu den Weltmarktführern in der Medizintechnik gehören kann, muss vor allem eine pragmatische Umsetzung der EU-Verordnung über Medizinprodukte gelingen. Gerade für den Mittelstand ist dies eine zentrale Zukunftsfrage.

Daneben braucht es ein Investitionsprogramm des Bundes und der Länder in die Gesundheitsinfrastruktur. Das ist auch Voraussetzung dafür, dass wir bei der Digitalisierung der Gesundheitswirtschaft – der Grundlage für eine dauerhaft bezahlbare und qualitativ hochwertige Versorgung – vorankommen. Eine weitere Komponente dafür ist ein nationales Zielbild für E-Health, das Orientierung schafft und die Nutzung von Daten klar regelt.

Auf welche Innovation möchten Sie persönlich nicht verzichten, hat Ihr Leben am meisten beeinflusst?

Innovativ beeinflusst hat mein Leben gegenwärtig das Smartphone. Kürzlich ging ich ohne aus dem Haus und fühlte mich nackt. Das bedeutet aber nicht, dass ich nicht gerne darauf verzichten würde. Nicht verzichten will ich auf mein Gitarren-Stimmgerät. Genial. Macht das Leben einfach und man trifft immer den richtigen Ton. Wichtig in der Musik, aber auch in der Kommunikation. Und beim Thema Kommunikation wären wir, natürlich, wieder beim Smartphone. Man kann ihm nicht entkommen.

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