Interviewreihe 100 Jahre ZVEI
02.11.2017
Bei den Recherchen für dieses Projekt habe ich gelernt, dass ein Branchenverband einen eigenen „Spirit“ entwickeln kann, der – abgesehen von der Zeit des Nationalsozialismus − über die Wechsel in der Leitung hinweg erhalten bleibt. Kernpunkte waren von Anfang an das Bemühen um einen Ausgleich zwischen unterschiedlichen Interessen innerhalb des Verbands sowie um internationale Kooperation und eine Sozialpartnerschaft.
Im ZVEI spielte von Anfang an der Gegensatz zwischen den Konzernen und den mittelständischen Unternehmen eine große Rolle. Der Verband trat auch damals schon gegen Protektionismus ein, dagegen stand das Thema Innovationen noch nicht im Mittelpunkt. Der ZVEI hatte im ersten Jahrzehnt rund 100 Mitglieder, heute sind es rund 1.600. Darin spiegelt sich die dynamische Entwicklung der Branche wider.
Der ZVEI wurde schon im November 1933 in eine ständische Organisation ohne Verbandsautonomie überführt, aus der dann die Wirtschaftsgruppe Elektroindustrie als eine Art Behörde des Regimes entstand. Die Wirtschaftsgruppe hat an der Umsetzung der Rüstungsprogramme mitgewirkt und die „Arisierung“ jüdischer Mitgliedsfirmen gefördert. Sie wurde aber erst ab 1942 von einem Nationalsozialisten geleitet.
Auch die Arbeit von Historikern hat sich durch das Internet grundlegend verändert. Natürlich bleiben Archive für die Recherche unersetzbar – auch bei der Erarbeitung der ZVEI-Historie haben wir verschiedene Archive genutzt, zum Beispiel das Bundesarchiv, das Hessische Hauptstaatsarchiv oder das Siemens-Unternehmensarchiv. Große Teile der Recherche sind aber auch über das Internet erfolgt. Anders ist es heute nicht mehr vorstellbar.
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